In diesem Kapitel sind wir tief in eure Unternehmensphilosophie eingetaucht. Möglicherweise ein überraschender Start ins Thema Marketing. Doch laut dem Guide Zusammenarbeit neu definiert sind sich lediglich 43 Prozent der befragten digital arbeitenden Menschen „über die Jahresziele ihres Unternehmens im Klaren; nur 48 Prozent kennen die langfristige Mission ihrer Organisation“ (Wie Unternehmen und Mitarbeiter:innen vom neuen Zeitalter profitieren von t3n x Asana, S. 7).
Ohne diese Klarheit bleibt verschwommen, wie Integrität für euer Unternehmen konkret aussieht. Genau darauf kommt es aber in der Praxis an. Denn ob eine Marketing-Strategie ethisch vertretbar ist, lässt sich nur bedingt allgemein beurteilen. Und wenn ihr euer bestehendes Marketing ethischer gestalten wollt, hilft euch ein klares Bewusstsein eurer Philosophie bei den vielen großen und kleinen Entscheidungen.
Die wichtigsten Learnings dieses Kapitels im Überblick
- Beim ethischen Marketing geht es nicht darum, als Moralapostel aufzutreten und andere zu verurteilen.
- Der Dialog über Vision, Mission, Werte und Prinzipien ist ein wichtiger Bestandteil von ethischem Marketing. Viele Begriffe in diesem Bereich sind nicht eindeutig definiert. Wir müssen also immer wieder nachfragen und miteinander im Gespräch bleiben.
- Ethisches Marketing ist Teamwork über das ganze Unternehmen hinweg. Ein CMO oder Marketing-Team wird es nicht alleine erreichen können – dazu braucht es nämlich praktische Integrität.
Zum Weiterlesen
- Aristoteles: Rhetorik.
- Bartels, Robert. “A Model for Ethics in Marketing.” Journal of Marketing 31.1 (1967): 20-26.
- Bernays, Edward L.: Propaganda.
- Cicero, Marcus Tullius: Vom Redner. De oratore.
- Falbe et al. The Ethical Design Handbook. Freiburg: Smashing Media AG, 2020.
- Godin, Seth: This Is Marketing. You Can’t Be Seen Until You Learn to See. Portfolio Penguin, 2018.
- Faircloth, Norman: Discourse and Social Change. Blackwell Publishers 1992.
- Forsey, Caroline: The Critical Role Ethics Plays in Modern Marketing. Hubspot blog (2020).
- Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses.
- Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode.
- Laczniak, Gene R., Robert F. Lusch, and William A. Strang: “Ethical Marketing: Perceptions of Economic Goods and Social Problems.” Journal of Macromarketing 1.1 (1981): 49-57.
- Lakoff, George & Mark Johnson: Metaphors We Live By. University of Chicago Press 2003.
- Miltenburg, Anne: Brand the Change. The Branding Guide for Social Entrepreneurs, Disruptors, Not-For-Profits and Corporate Troublemakers. Amsterdam: BIS, 2018.
- Nietzsche, Friedrich Wilhelm: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne.
- Rasche, Michael: Sprache und Methode: Geschichte und Neubeschreibung einer rhetorischen Philosophie (Eichstätter philosophische Studien, Band 4). Freiburg i. Br.: Verlag Karl Alber, 2018.
Tools und Software
Tipps zur Auswahl von Tools generell und einige empfohlene Software-Verzeichnisse findet ihr in Allgemeines zum Thema Tools.
– zum Beitrag: „Es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger“
Komplexe Themen wie Marketing-Ethik sind nie letztgültig geklärt. Außerdem docken sie an viele persönliche und professionelle Meinungen, Erfahrungen und Praktiken an. Um das angemessen zu verarbeiten, empfehlen wir dir, Notizen zu machen. Dafür gibt es mittlerweile eine Menge toller =Denk-Tools (Tools of Thought).
Unsere Favoriten:
- Die Open-Source-Software Obsidian stellt Markdown-Dateien clever dar und eignet sich besonders gut fürs vernetzte Denken. Eine Vielfalt an Plugins sorgt für passgenaue Funktionen – vom täglichen Tagebuch über Datenverarbeitung bis hin zum Aufgaben-Management. Auch diese Ressource basiert auf Obsidian-Notizen. Erfahre mehr darüber, wie diese Seite gebaut ist.
- Wie eine Mischung aus Obsidian und Miro funktioniert Scrintal. Die Software erlaubt zudem einen Export in gängige Formate wie Powerpoint. So wird es noch einfacher, deine Gedanken mit anderen zu teilen.
- Fürs Denken und Organisieren im Team empfehlen wir Notion. Praktische Integrität ist leichter zu erreichen, wenn alle Zugriff auf zentrale Ressourcen haben und gemeinsam an ethischen Standpunkten feilen können – auch asynchron. Vernetzte Datenbanken und die schiere Menge an Integrationen erleichtern die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
– zum Beitrag: Praktische Integrität – die Grundlage für ethisches Marketing
- Die Purpose Cards von Studio Für Morgen erleichtern euch den Einstieg in zentrale ethische Themen – von euren Werten und Stärken bis zur Nachhaltigkeit. Die Karten gibt es auf Deutsch und Englisch. Sie sind bewusst so gestaltet, dass „Menschen in eurem Unternehmen wichtige Zusammenhänge verstehen, gemeinsam Lösungsansätze finden und ins Handeln kommen.“
- Ganz wichtig für praktische Integrität: transparente Entscheidungsfindung. Dazu gehört es auch, demokratische Strukturen da einzuführen, wo es möglich ist. Ein nützliches Tool stellt Gruppenentscheidung von Techgenossen dar. Das Online-Werkzeug nutzt die Methode „Systemisches Konsensieren“.
- Beim Change Management unterstützt euch das Systemic Design Toolkit. Hier findet ihr ein Buch, einen Leitfaden und Vorlagen zum Herunterladen sowie Beratung und Training zur Anwendung.
- Auf der gemeinsamen Reise in die Nachhaltigkeit begleitet euch die All-In-One-Plattform Planted. Berechnet eine TÜV-zertifizierte CO2-Bilanz aller Firmenprozesse, erhaltet eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie und bindet Mitarbeitende in die CO2-Reduktion ein. Kommuniziert euer Engagement über ein persönliches Klimaprofil samt Zertifikat und Anti-Greenwashing-Leitfaden.
- Als „Ökosystem für Zukunftsgestalter:innen” versteht sich die deutsche Social-Media-Plattform reflecta.network. Gründende, Projekt-Initiator_innen und Unternehmen präsentieren hier ihre Vision und ethisch ausgerichtete Angebote. Aber auch für Fragen und Herausforderungen ist Platz – öffentlich oder in geschützten Communities. Ein besonderes Feature der Plattform ist das Matching, das dir passgenaue Kontakte vorschlägt. Das alles kostenfrei, Datenschutz-orientiert und grün gehostet.